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Economies at War

War Economies in Iraq and Iraqi-Kurdistan

dis:orient | Bildungswerk Berlin der Heinrich-Böll-Stiftung

Event Videos | 27 May 2020

Kriegsökonomien im Irak und Irakisch-Kurdistan - Economies at War II

*English text below

Diese Veranstaltungsserie untersucht die Beziehung zwischen Krieg und Ökonomie in Westasien und Nordafrika. Ist „die Ökonomie“ die Lösung des Krieges oder dessen Fortsetzung? Unsere zweite Veranstaltung untersucht, basierend auf den Erfahrungen aus Kurdistan-Irak und dem Zentralirak, wie Ökonomie selbst Teil des Krieges werden kann.

Mit Blick auf verschiedene Perioden der Geschichte des Iraks und Kurdistan-Irak wird in dieser Veranstaltung die strikte Trennung zwischen Krieg auf der einen Seite und Ökonomie auf der anderen Seite hinterfragt und die gewohnte Definition von Ökonomie, verstanden als auf den kapitalistischen Markt ausgerichtete Produktionsweise, Austausch und Verbrauch, einer Kritik unterzogen. Wirtschaft wird als „Bestreitens des Lebensunterhalts“ im Alltag der Menschen verstanden. Die zentrale Frage ist dementsprechend, wie wird Krieg Teil oder sogar Notwendigkeit zur Bestreitung des Lebensunterhalts?

Drei Abschnitte irakischer Geschichte und Gegenwart werden neu untersucht. Zunächst die Dekade des internationalen Wirtschaftsembargos gegen den Irak von 1990 bis zur von den USA-geleiteten Invasion des Irak. Inwiefern waren die ökonomischen Sanktionen gegen den Irak eine Fortsetzung des Krieges nicht nur gegen sondern auch innerhalb der irakischen Gesellschaft? Wie kann der sogenannte Bruderkrieg „sharê birakujî” von 1994-1997 im Kontext von knappen Ressourcen neu verstanden werden? Was sagt dies über das Verhältnis von Krieg und Ökonomie aus?

Durch die gleiche Linse blicken wir auf die konfessionellen Spannungen in post-2003 Irak und die sich entwickelnde Nachkriegswirtschaft anschauen, in welcher die herrschenden Eliten des Irak die Ökonomie ihren und den Bedürfnissen ihrer internationalen Verbündeten unterordnen konnten während weite Teile der Gesellschaft im Zentralirak und in Kurdistan-Irak zurückgelassen wurden.

Weiter werden wir uns die derzeitigen Proteste im Zentralirak anschauen, in denen die Menschen die Jahrzehnte des Kriegs und alle ökonomischen Strukturen, die innerhalb und außerhalb des Irak diese Kriege ermöglicht haben, verurteilen. Sie entlarven den Konfessionalismus und Parteipolitik als Ideologien des Krieges. Mit dem anhaltenden Bemühen, friedlich zu bleiben, brechen die Protestierenden mit der Vergangenheit von Krieg und ökonomischer Ungerechtigkeit und nehmen ihre Leben selbst in die Hand. Über Video werden wir Stimmen von den Protesten im Irak zu Wort kommen lassen.

Veranstaltungssprache ist Englisch.

Schluwa Sama ist Doktorandin an der Universität Exeter. Mit einem polit-ökonomischen Ansatz untersucht sie in ihrer ethnographisch Prozesse von (Ent-)Wertung von landwirtschaftlichem Leben in Kurdistan-Irak.

Aus Bagdad schalten wir zwei Aktivisten von Workers Against Sectarianism zu, um über das Verhältnis zwischen den aktuellen Protesten und der politischen Ökonomie des Irak zu sprechen (Arabisch mit Englischer Übersetzung)

Diese Veranstaltung wird unterstützt durch Mittel der Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.



Iraqi-Kurdistan and Iraq – interactive online event

This event series examines the relationship between war and the economy in West Asia and North Africa. Our second event investigates how the economy can become war itself, drawing on past and present experiences from Kurdistan-Iraq and Central Iraq. Is "the economy" the solution to the problem of war or its continuation?

Looking at different periods of Iraq’s and Iraqi Kurdistan’s history, Schluwa Sama will question the strict definitional boundary between economy and war. She will therefore interrogate the usual definition of economy as a mode of production, exchange and consumption geared towards the capitalist market. We reframe ‘the economy’ as “making a living” in people’s everyday life. The central question, then, is, how does war become part of or even necessary to make a living?

Three episodes of Iraq’s past and present shall be re-examined. First, the decade of international economic sanctions against Iraq from 1990 until the US-led invasion of Iraq shall be revisited. How were the economic sanctions against Iraq a continuation of war, not only on but also within Iraqi society? How has the so-called Kurdish civil war ‘sharê birakujî’ from 1994-1997 to be understood in the context of scarce resources? What does this say about the nature of war and economy?

Through the same prism we look at the sectarian tensions in post-2003 Iraq and the developing economy in which the ruling elites of Iraq had managed to create an economy subordinated to their and their international allies´ needs – leaving large parts of society behind, in central Iraq as well as in Iraqi-Kurdistan.

Finally, looking at the current protests in central Iraq, people are denouncing the decades of war and all the economic structures that allowed for war - in and on Iraq- hereby demystifying sectarianism and party politics as ideologies of war. With a persistent effort to stay peaceful, protestors are radically breaking with the past of war and economic injustice, taking ownership over their lives again. Voices from the protest squares of Iraq will joined our discussion via videos

Schluwa Sama is a PhD student at the University of Exeter. Through a political economy lens, her ethnographic research explores processes of (de-)valuation of agricultural life in Iraqi-Kurdistan.

Videos from Bagdad are from two activists with Workers Against Sectarianism on the relation between the current protests and the political economy of Iraq (Arabic with English translation).

The event was funded by the Stiftung Deutsche Klassenlotterie Berlin.

First Clip